Der Text zum Thema “Lärm” ist weitgehend so auch im Kompendium für den Kitabau enthalten und wurde gemeinsam mit der Unfallkasse RLP erstellt.
Lärmschutz
Lärm und Hall in Kitas können Personal und Kinder gesundheitlich belasten und müssen daher bei der Planung in den Blick genommen werden.
Spielende oder singende Kinder, rufende Personen, klapperndes Geschirr, Verkehrslärm von außen – die Geräusche in Kitas sind vielfältig. Nicht alle Geräusche sind gleichermaßen erwünscht. Alle zusammen können zu einer oft erheblichen Geräuschkulisse führen und beeinträchtigen die Konzentration und das Wohlbefinden.
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Stand: 15. Dezember 2025
Bauliche Maßnahmen zur Lärmreduzierung
Um in Kitas Lärm effektiv und nachhaltig zu reduzieren, sind in erster Linie bau- und raumakustische Maßnahmen erforderlich. Auch hier gilt, dass fachlich fundierte Entscheidungen in frühen Planungsphasen großen Einfluss haben, nachträgliche Maßnahmen weniger wirkungsvoll und oft teuer sein können. Flankiert durch organisatorische sowie pädagogische Maßnahmen wird ein verträgliches Belastungsniveau erreicht. Hilfreich bei der Lärmreduzierung kann auch spezielles, stark geräuschabsorbierendes Mobiliar sein.
Was ist der Maßstab für eine gute Raumakustik?
Eine gute Raumakustik wird erreicht, wenn in Kitas Nachhallzeiten entsprechend der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.7 „Lärm“ (siehe unten) und der DIN 18041 „Hörsamkeit in Räumen – Anforderungen, Empfehlungen und Hinweise für die Planung“ eingehalten werden. Neben den kindorientierten Räumen (Spiel-, Bewegungs- und Lernräume) sind hierbei die Räume für Personal (Büro-, Besprechungs- und Personalräume) zu berücksichtigen. Außerdem in den Blick zu nehmen sind unter anderem die Flure und Sanitärräume der Kinder, da in Kitas auch dort pädagogische Arbeit stattfindet.
Die Raumakustik wird maßgeblich durch die Schallabsorption der Raumflächen beeinflusst. Effektiv sind absorbierende Unterdecken oder Schallabsorber-Elemente an Wänden. Ebenso können Oberflächen von Ausrüstungsgegenständen schallabsorbierend ausgeführt werden (zum Beispiel Akustik-Pinnwände).
Neben der Raumakustik ist die Bauakustik zu beachten. So gibt die DIN 4109 „Schallschutz im Hochbau“ bauliche Anforderungen an die Luft- und Trittschalldämmung vor, um unzumutbare Lärmbelastungen durch Schallübertragung zu vermeiden. Dort werden unter anderem Vorgaben für die Luft- und Trittschalldämmung in Schulen und vergleichbaren Unterrichtsbauten gemacht. Räume in Kitas können als vergleichbare Unterrichtsbauten angesehen werden, sodass die in der DIN 4109 beschriebenen Anforderungen für Räume in Kitas anzuwenden sind.
Auswahl der Schallabsorber
Aufgrund der Vielfalt der (nachrüstbaren) Schallabsorber ist eine Beratung durch Fachleute notwendig. So lassen sich die individuell besten Lösungen finden und Fehlinvestitionen vermeiden.
Akustikdecken sind aufgrund der großen Flächen der Raumdecken am gebräuchlichsten und weil sie dort am wenigsten stören. Von der Raumdecke an Seilen abgehängte Absorber scheinen vordergründig eine leicht umsetzbare Alternative, hierbei ist allerdings der spätere gegebenenfalls höhere Reinigungsaufwand (Entfernung Staubablagerungen usw.) zu bedenken. Gerade bei geringfügigen Anpassungen der Raumakustik können Wandpaneele eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Diese werden auch in Kombination mit Pinnwänden angeboten.
Tipp: Oft wird nach Sanierungen über eine verschlechterte Raumakustik geklagt. Eine mögliche Ursache kann das Anstreichen der Schallabsorber sein. Die meisten der erhältlichen Akustikelemente dürfen nämlich nicht mit Farbe überstrichen werden.
Auswirkungen von Lärm auf Personal und Kinder
Die Belastung durch Lärm im Kita-Alltag gehört zu den Elementen einer Gefährdungsbeurteilung (gemäß §§ 5 und 6 des Arbeitsschutzgesetzes), die auch in Kitas durchzuführen ist.
Beschäftigte benennen Lärm als einen der größten Belastungsfaktoren in Kitas (siehe unten). In der Arbeitswissenschaft gilt Lärm als ein sehr starker Stressor. Zwar ist das Stressempfinden generell sehr individuell, als körperliche Reaktionen auf Lärm sind jedoch nachgewiesen:
Erhöhung der Stresshormonwerte,
Steigerung der Muskelspannung,
Veränderung von Atem- und Herzrhythmus und Erhöhung des Blutdrucks.
Halten die Lärmbelastungen länger an beziehungsweise kommen häufiger vor, erhöhen diese Stressreaktionen langfristig das Risiko für unterschiedliche Krankheiten.
Ebenso wie das Personal sind die Kinder vom Lärm betroffen. Lärm verschlechtert die Sprachverständlichkeit. Dies wiederum beeinträchtigt das Lernen und somit die altersgerechte (Sprach-)Entwicklung. Ungünstige Hörbedingungen stören die Informationsaufnahme (Dialoge werden gar nicht oder falsch verstanden) und die anschließende Informationsverarbeitung. Das Zuhören wird anstrengender, die Kinder ermüden schneller und können das Gehörte kognitiv schlechter verarbeiten. Je jünger die Kinder sind, umso ausgeprägter ist dieser Effekt. Verstärkt gilt dies zudem für Kinder mit nicht deutscher Muttersprache oder für solche mit Hör- und Aufmerksamkeitsschwierigkeiten.
Vgl. hierzu die Studie „Strukturqualität und Erzieherinnengesundheit in Kindertageseinrichtungen (STEGE)“, abrufbar unter: https://www.unfallkasse-nrw.de/fileadmin/server/download/PDF_2013/studie_stege.pdfDGUV.
Untersuchung der notwendigen raumakustischen Sanierung durch Berechnung
Eine erste Abschätzung kann durch eine Berechnung der Nachhallzeiten mit den vorhandenen Parametern (zum Beispiel Raumgröße, Nutzungsart usw.) erfolgen. Hierfür können verschiedene Instrumente genutzt werden. Das Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IFA) stellt beispielsweise einen Raumakustikrechner (siehe unten) zur Verfügung, der sowohl die Nachhallzeiten als auch die entsprechenden Toleranzgrenzen der DIN 18041 berechnet und grafisch darstellt. Durch einfache Eingabe von Raumdimensionen, Nutzungsart, Raumbelegung und raumakustischer Ausstattung ergibt sich eine Abschätzung der Nachhallzeiten, welche sich leicht mit den Anforderungen der DIN 18041 vergleichen lassen. Zusätzlich lässt sich die Wirkung von Schallabsorbern an Decken und Wänden des Raumes berechnen. Dies ermöglicht die Planung raumakustischer Maßnahmen.
Untersuchung der notwendigen raumakustischen Sanierung durch Messungen
Idealerweise finden zur Beurteilung der Situation und der notwendigen raumakustischen Maßnahmen Messungen der Nachhallzeiten eines definierten Störgeräusches in den einzelnen Räumen statt. Die Messungen finden im unbesetzten Zustand (ohne Kinder – diese würden sonst den Hall teilweise „verschlucken“) mit der üblichen Raumausstattung statt. Die Messergebnisse lassen sich dann mit den Sollwerten der DIN 18041 abgleichen und hieraus der notwendige raumakustische Sanierungsbedarf ermitteln.
„Schallschutz-Sanierung“ im Bestand
Auch wenn das Kompendium selbst sich auf Neubau fokussiert, werden zum Thema „Lärm“ Hinweise für nachträgliche Sanierungen gegeben. Auch bei Umbau, Erweiterung und Sanierung sollte für das Thema Akustik eine fachliche Unterstützung in Anspruch genommen werden. Sanierungen im Bestand werden auch im Rahmen der Praxisbeispiele abgebildet.
Aufenthaltsräume (Gruppenräume oder ähnliches) ohne akustisch wirksame Einbauten erfüllen die Anforderungen der DIN 18041 in der Regel nicht. Ein erster Hinweis auf eine schlechte Raumakustik in einer Kita sind oft die Beschwerden des Personals. Hinweisen wie „Der Raum ist sehr laut“ sollte nachgegangen und die subjektive Beobachtung des Personals durch weiterführende Untersuchungen objektiviert werden. Diese Untersuchungen sind zur Umsetzung zielgerichteter und damit später akzeptierter Maßnahmen notwendig.